Samstagnachmittag und der Vorhof der Realschule I wimmelt von Menschen. Koffer aller Größen und Formen stehen herum, der Doppeldecker plus Anhänger der Firma Vogt steht bereit.
Speditionsleiter Basti gibt Informationen weiter. Der Fahrer ist unterwegs, er wird in ein paar Minuten da sein. Endlich kann das Beladen beginnen: Pauken und Posaunen zuerst und dann ist sich jeder selbst der Nächste. Mit etwas übergroßem Publikum werden alle notwendigen Requisiten eines Orchesters (leider außer dem Dirigentenstuhl) eingeladen.
Beide Orchester der Realschule I – „Sound Around“ und „CO2“- haben ein Konzert vorzubereiten. Wie in den letzten Jahren zur Tradition geworden, rollt die gesamte Gruppe in Richtung Göttingen für ein verlängertes Wochenende des intensiven Übens.
Neue Stücke sind schon ausgesucht, bereits begonnene brauchen den letzten Schliff. Filmmusik ist ein Favorit bei den Mitgliedern des Orchesters und auch bei seinem Publikum, so kann man sicher sein, dass solche Musik im Programm kräftig vertreten sein muss. Auch das Wetter hat einen großen Einfluss auf 2010 bis jetzt, vielleicht spielt auch das eine Rolle im Konzert.
Aber ein Konzert kommt nicht ohne Arbeit zustande. So etwas weiß niemand besser als unser Musikvater Detlev Andres. Er hat wieder einen voll gepackten Übungsablauf vorbereitet. Wir dürfen keine Zeit verlieren, am ersten Abend gibt es drei Übungseinheiten, um unsere Lippen warm zu halten, dabei sind wir erst um halb sechs angekommen.
Weil ein Orchester zusammen probt, eine so genannten „Tutti“-Probe, wird das andere in seine Einzelteile zerlegt und unter der Leitung unserer Musiklehrer Andres, Abeln, Sommer und Lewis vorbereitet, eine so genannte „Register“- oder „Satz“ - Probe.
Es stimmt schon, dass „Tutti “-Proben mehr Spaß machen als „Register“- Proben, aber es wird erst ein Konzert daraus, wenn auch die schwierigen Stellen beherrscht werden, und das bedeutet, ab in die Register- und Satz-Proben, gut versorgt mit Wasser und Lippenbalsam.
Als Musiker muss man auch in der Lage sein, zählen zu können. Wir haben gute „Noten“ im Zählen bis 2,3 und 4, aber dieses Jahr geht es auch bis 5, und das, liebes Publikum, ist nicht so leicht wie es „klingt“. Ob wir es geschafft haben, werden wir am Tag des Konzerts zur Prüfung stellen.
Beim Abendessen am Sonntag konnte man ein Ergebnis unsere Übung sehen, für rote Lippen braucht man keinen teuren Lippenstift, sechs Stunden intensives Proben am Blasinstrument sorgt für geschwollene (oder war das volle) Lippen und wunde Finger. Zeit für eine Pause.
Wir haben unsere Vorliebe für Filmmusik deklariert und nichts ist besser als ‚the real thing’. Sonntagabend ist probefrei und wir gehen ins Kino. 3D ist ‚in’ und wir suchen potentielle Musik für zukünftige Konzerte. Ausgerüstet mit der notwendige Brille ‚très chic’ beginnt unserer Fantasyabend .
Nach dem Film beginnt der Weg zurück zur Jugendherberge. Ist es verpflichtend, dass oben am Berg gebaut wird? Eine Gruppe braucht Verstärkung vom „Subway“, andere vom Pizzakiosk unterwegs, aber alle haben die Anstrengung überlebt.
So kommen wir zum Montag, gut ausgeschlafen kann man viel erreichen, wir müssen das Beste machen aus dem, was wir bekommen haben! “The show must go on“
Langsam kommen die Stücke zusammen. Auch in Registerproben wissen wir jetzt, wie es klingen sollte und in Tutti kriegen wir bestimmte Stücke von Anfang bis zu Ende hin ohne Unterbrechung, wer hätte das am Samstag geglaubt. Aber was ist unsere Motivation, wie halten wir durch? – SHOPPEN. Ja, Montagnachmittag hat Herr Andres uns Freizeit eingeplant!!
Nach dem Mittagsessen und vor der ersten Abendprobe (17:00 –pünktlich!) dürfen wir Göttingen entdecken. Aber erst müssen wir Sonne tanken und Energie aufbauen für den Berg. Glücklicherweise haben wir wunderschönes Wetter und das Grundstück um die Jugendherberge lädt zu einem kleinen Nickerchen ein.
All zu schnell wird es 16:45 Uhr und Zeit, zu den Instrumenten zu greifen mit neuer Konzentration, Ehrgeiz und Hunger. Die Fortschritte sind gut und auch jetzt können neue Noten ausgeteilt werden und man kann sich einspielen.
Weil wir bei dem Thema Spielen sind, es gibt mehr als eine Art von Spielen. Am letzten Abend gibt es „Party“. Die Mitglieder der Orchester aus den 10. Klassen haben die Verantwortung für einen bunten Abend übernommen, mit viel Krach und Gelächter und Musik von “DJ Basti und seinen verbotenen Boxen“ werden jedwede Gedanken an Schlafen verwischt. Noch ein First (und Last!) für die geistreiche Selbstständigkeit der 7. Klasse war die Beschaffung der Telefonnummer des Pizzadienstes!! Lieferung halb Elf, oder später.
Und so zum letzten Morgen. Einpacken, letzte Proben und dann alle zusammen in den große Saal zum Vorspielen. Was haben wir geschafft? Jede Menge. Was haben wir noch zu tun? Dito. Aber es sind ja noch ein paar Wochen bis zum Konzert.
Im Name aller Teilnehmer sollten wir hier gegenseitig unseren Dank aussprechen an alle, die für so ein erfolgreiche Wochenende notwendig sind: Schüler, Schülerinnen, Lehrer, Begleiter, Haus der Musik und Hochschule der Musik als Kooperationspartner, der Firma Vogt und der DJH Göttingen. Auch der Realschule I, die auf uns zwei Tage verzichten musste.
Und jetzt müssen wir nach Hause. Es gibt etwas nachzuholen und nicht nur Hausaufgaben!